Montenegro: Neue Regeln für die Landessprache

February 7, 2008   | Shtypi / Mediji

Einige Monate nachdem „Montenegrinisch“ als Landessprache in die Verfassung aufgenommen wurde, soll die Sprache nun standardisiert werden. Kritiker halten die Bemühungen für sinnlos.
Die Regierung in Podgorica hat am 25. Januar beschlossen, eine Kommission mit der Standardisierung des Montenegrinischen zu betrauen. Sie soll Rechtschreibung, Grammatik und Wortschatz des Montenegrinischen verbindlich festlegen. Die Kommission besteht aus 13 Mitgliedern: Es handelt sich um Schriftsteller, Literaturkritiker, berühmte Persönlichkeiten und Kenner der montenegrinischen Sprache. Die neue Rechtschreibung, Grammatik und ein Wörterbuch sollen bis zum Beginn des kommenden Schuljahres fertig gestellt werden.

Künstliche Abgrenzung vom Serbischen?

Ersten Stellungnahmen von Fachleuten zufolge sollten die neuen Regelungen nichts festschreiben, was nicht bereits im Sprachgebrauch der meisten Montenegriner präsent und akzeptiert ist. Dies widerspricht den Vorschlägen anderer Experten, die Archaismen im Wortschatz und drei zusätzlich Buchstaben einzuführen möchten, damit sich die neue Sprache vom Serbischen unterscheidet.
Die meisten Sprachwissenschaftler warnen jedoch einhellig davor, um jeden Preis Unterschiede zum Serbischen entdecken zu wollen. Als ihrer Meinung nach abschreckendes Beispiel nennen sie Kroatien, wo aus politischen Gründen neue, zuvor nicht existierende Wörter geschaffen wurden, um sich künstlich vom Serbischen abzugrenzen.

„Merkwürdige Versuche“

Der letzten Volkszählung vom November 2003 zufolge haben 22 Prozent der Bürger Montenegrinisch als Muttersprache bezeichnet, 60 Prozent erklärten dagegen, dass sie Serbisch sprechen. Deshalb meinen einige Fachleute, dass Montenegrinisch nicht als eigenständige Sprache bezeichnet werden müsse. Dragan Koprivica von der philosophischen Fakultät in Niksic sagte der Deutschen Welle, auf ihn wirkten die Pläne der Regierung wie „komische Spiele ohne Grenzen bei dem Versuch, das Image Montenegros zu verbessern.“ Er fügte hinzu: „Besser wäre es, wenn sie Montenegro zu einem Rechtsstaat machten und all diejenigen Übel bekämpfen würden, die dem Ansehen Montenegros schaden. Ein großes Land wie Österreich behält sich auch Deutsch als Amtssprache vor. Daher sieht es merkwürdig aus, wenn ein kleines Land wie Montenegro versucht, Serbisch in Montenegrinisch umzutaufen, angeblich, um seine Würde zu bewahren.“
In der Ende vergangenen Jahres verabschiedeten Verfassung Montenegros ist die montenegrinische Sprache als Amtssprache definiert. Weitere Sprachen für den amtlichen Gebrauch sind Serbisch, Bosnisch, Kroatisch und Albanisch.

Vesna Rajkovic, DW-Serbisch